Katharina Grosse
Ohne Titel, 2009
Acryl und Erde auf Leinwand, 201 × 135 cm

Das Malen von hellen Farben auf dunklem Grund wird in der klassischen Malerei meist als Lichteinfall verstanden. Katharina Grosse nutzt diesen funktionalen Zusammenhang, um mit den kalttonigen irisierenden Farben neue Farberlebnisse zu schaffen und die Logik des Farbauftrages umzukehren.Denn die Leinwand wurde zuerst mit dem Pinsel bearbeitet, anschliessend dann teilweise mit Erde abgedeckt und schliesslich übersprüht. Nur in den organisch geformten Flecken wird das spätere Farbgeschehen mit den dünnen gelben, roten und blauen Spraylinien greifbar, während die irisierenden diagonalen Linien, welche wie ein Lichteinfall wirken, auf der unteren Bildebene zu liegen kommen. Da jede Farbe eine Zeitebene markiert, welche letztlich die Entstehung des Bildes nachvollziehbar macht, wird hier die logische Anordnung von Vergangenheit und Gegenwart aufgegeben zugunsten einer gleichzeitigen Präsenz von zeitlichen Potenzialen.