Tracey Rose

Sara Baartman, geboren im 18. Jahrhundert, war eine Khoikhoi und gehörte somit zu den indigenen Völkern Südafrikas. In dieser Fotografie wird sie von Rose selbst dargestellt, wie sie nackt die Natur durchstreift. Baartman wurde von einem britischen Arzt versklavt, der von ihrem Gesäss und ihren Genitalien fasziniert war. Er brachte sie 1810 nach England, um sie unter dem Namen «Hottentottenvenus» öffentlich als Monstrosität zur Schau zu stellen. Der Ausdruck «Hottentotte» ist ein beleidigender Ausdruck, mit dem Angehörige der Khoikhoi verunglimpft wurden, «Venus» hingegen verweist auf die römische Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit. Baartmans Leben verlief unter schwierigen Umständen, und sie verstarb schliesslich in Paris an einer unbekannten Krankheit.

Ihr Körper wurde zum Gegenstand von rassistisch geprägten wissenschaftlichen Forschungen. Bevor ihre sterblichen Überreste 2002 endlich nach Südafrika überführt wurden, waren sie mehr als 150 Jahre lang in einem französischen Völkerkundemuseum ausgestellt. Roses Figur der Venus Baartman konfrontiert uns mit der bei Europäern verbreiteten Obsession für Schwarze Körper, auch wenn ihre Darstellung nicht sexualisiert ist. Der Blick der Figur ist auf einen entfernten Horizont gerichtet – womöglich im Moment vor der Begegnung mit den Kolonisatoren. Offenbar stellt sich die Künstlerin Sara Baartman in den letzten Tagen ihrer Freiheit vor.