Albert Anker
Mädchen mit Brot, 1887
Vor einer hellen Wand steht ein blondes Mädchen, gekleidet in Rock und Schürze. Unter dem rechten Arm trägt es einen grossen runden Laib Brot, am andern Arm hängt ein Korb mit eingepackten Sachen. Der rote Rücken eines Buches lugt über den Rand hinaus. Ganz klar im Atelier komponiert und gemalt, ist das Gemälde genauso eine Studie von senkrechten und waagrechten Streifen in Kleidung und Korbgeflecht, wie eine Studie über die Ernsthaftigkeit des Mädchens in seiner Aufgabe, das Brot nach Hause zu bringen. In den farblichen Abstufungen des hauptsächlich gelblich-weissen Grundtons werden mit dem goldbraunen Brot, dem blauen Paket im Korb und dem roten Buchrücken Akzente gesetzt. Es sind alles Farben, die sich in den roten Wangen, dem blonden Haar und den blauen Augen des feinen Mädchengesichts wiederfinden. Bernhard Geister schrieb zur Ausstellung Albert Ankers in der Kunsthalle Bern 1928 (Schweizer Monatshefte für Politik und Kultur, Band 8, Heft 7, 1928–1929): «Mit zum Schönsten, was uns Anker hinterlassen hat, das sind die Kinderbildnisse. Seine Liebe zu den Kindern war unendlich. Mit freundlichen Worten, mit Lebkuchen und anderen Süssigkeiten erschlich er sich leicht ihre Gunst, und unter seinen wohlwollenden Blicken harrten auch die Zappligsten aus, wenn er sie hiess, sich auf ein Viertelstündchen als Modell hinzusetzen. Man wird nicht müde, in diese zarten Kindergesichter zu schauen».