Albert Anker
Unter der Lampe II (Cécile), o. D.
Einmal mehr sind die beiden Töchter Sophie Marie (1872–1954) und Fanny Cécile (1877–1956) beim Lesen dargestellt. Diesmal sind es kleine Miniaturen, Aquarelle, die sehr wahrscheinlich aus einem Skizzenbuch Ankers stammen und dann herausgelöst und gerahmt wurden. Vom Alter der Dargestellten her müssen die undatierten Aquarelle aus der Mitte der 1880er-Jahre stammen. Es sind kleine Studien, welche die abendliche Lektüre im Schein einer Petrollampe festhalten. Meisterlich schafft es Albert Anker, das Lichtspiel der Leselampe in ein symbolisches Bild zu verwandeln, welches die Effekte des Lernens veranschaulicht. So versinkt alles hinter der kleinen Cécile in Dunkelheit, während ihr emsig vertieftes Gesicht leuchtet. Mit den auf der Tischplatte aufgestützten Ellbogen bildet ihr Oberkörper ein solides Dreieck, das vom horizontalen Tisch und dem senkrechtem Lampenfuss gerahmt wird. Sowohl die Lichtregie als auch die Komposition unterstreichen Ordnung, Klarheit und Gleichgewicht.
Marie hingegen wird von der Seite gezeigt, wie sie sich schreibend über ein Blatt Papier beugt. Ihr zartes Gesicht und die fleissigen Hände werden ebenfalls von Licht angestrahlt, erhalten jedoch erst vor dem verschatteten Hintergrund das scharfe Profil. Beide Aquarelle stammen aus der Verwandtschaft von Albert Anker und befinden sich als Dauerleihgaben im Kunstmuseum Bern. Sie werden zum ersten Mal öffentlich gezeigt.