Albert Anker
Lesendes Mädchen, 27. Januar 1895
Für seine Federzeichnungen bediente sich Albert Anker sowohl der breiten Rohrfeder als auch der elastischen Kielfeder und der harten Metallfeder. Die Schreibfeder und das Tintenfass hatte er schnell zu Hand, wenn er seine Kinder und seine Ehefrau in den 1880er- und 1890er-Jahren zu abendlicher Stunde beim Lesen erfassen wollte. Oder wenn er Skizzen für ein Auftragswerk machte.
Selbst im Schwarzweiss der Federzeichnung ist der Lichthof der Lampe gut auf dem Gesicht und den Händen des Mädchens, vermutlich eine seiner Töchter, zu erkennen. Auch die Lektüre selbst ist gut mit Licht ausgeleuchtet. Dabei verschwindet jegliche Schrift, wie wenn der Inhalt des Buchers bereits in die Gedanken des Mädchens eingegangen wäre. Der Künstler arbeitete bei seinen Skizzen so nah wie möglich nach der Natur, das heisst nach dem lebenden Modell und dem realen Gegenstand. Es konnte gut sein, dass er gewisse Studien in anderer Technik nochmals wiederholte oder zu einem Gemälde ausarbeitete.