Amy Sillman
34 - Untitled (Frieze for Venice), 2021
22 Zeichnungen; Acryl, Tinte und Siebdruck auf Papier / 71 Zeichnungen auf 19 Tafeln; Acryl, Tusche, Aquarell und Bleistift auf Papier, auf Tafeln aufgezogen,
Courtesy of the artist
Die raumfüllende Installation Frieze for Venice entstand auf Einladung der Kuratorin Cecilia Alemani für die Venedig Biennale 2022, The Milk of Dreams, und wurde eigens für einen grossen Raum im Arsenale entwickelt. Die fast 90 Zeichnungen und Drucke erstrecken sich über die gesamten Wände des Ausstellungsraumes. In den einzelnen Arbeiten überlagert Sillman Acrylfarbe, Tusche und Siebdruck auf Papier und lässt daraus unterschiedliche Motive und Formen entstehen. Die unteren, grösseren Werke werden vertikal, in der Tradition von Portraits präsentiert, während sich die obere Reihe kleinerer Arbeiten, wie Landschaften, horizontal entfaltet.
Die Arbeit funktioniert wie eine Partitur, ein Kalender oder eine Uhr– eine Abfolge von Arbeiten, die um den Raum herumgehen und Pausen sowie Intervalle bilden, ohne dass man weiss, wo die Abfolge beginnt und wo sie endet. Die Präsentation der Arbeit ist Teil des künstlerischen Konzeptes. Sillman erläutert: «Ich war schon immer von diesem Comic-Strip-Format angezogen. Gleichzeitig habe ich alte Texte gelesen und über die Antike und die zyklische Zeit in früheren Zivilisationen nachgedacht. Sie basiert zum Beispiel auf den Jahreszeiten, die sich immer wiederholen. Es gibt auch diesen filmischen Aspekt eines Projektors, dessen Mechanismus sich dreht. Experimentelle Film- und Videotraditionen der 1960er und 1970er Jahre waren für mich immer entscheidend.»
Sillmans Arbeiten sind geprägt von ihrer Überzeugung, dass „jedes Gemälde all die anderen jemals gemalten Gemälde überlagert“ In dem Fries selbst finden sich zahlreiche Anklänge an Künstler:innen wie Pablo Picasso und Henri Matisse, an Alma Thomas, Philip Guston, Robert Motherwell. Dennoch bemerkten Kunsthistoriker:innen, dass die Handschrift auf dem gesamten Fries in Venedig unverkennbar sillmanesk wirkt, etwa «die Farbpalette mit ihrer fast schockierenden Verwendung von Lavendel und Violett, heikle Farben, die in der modernen Malerei zu wenig ergründet worden sind. Sie bleibt bei diesem Lavendel, schiebt es herum, besudelt es, kombiniert es mit Gelb und Grün, um seine Erdigkeit hervorzuheben. Die blosse Ausdauer ihres Spiels mit Violett wirkt schon wie eine hartnäckige Untersuchung.»