Fischli/Weiss (1979−2012)
14 - Equilibres (aus 'Stiller Nachmittag'), 1985
Fotografie,
Kunstmuseum Bern, Schenkung Stiftung Kunst Heute

Ende der 1980er Jahre erlangte das Zürcher Künstlerduo Peter Fischli (geb. 1952) und David Weiss (1946–2012) mit einem gewitzten System von Ursache und Wirkung den internationalen Durchbruch. Im Kurzfilm Der Lauf der Dinge (1987) begleitet die Kamera eine Anlage, die mittels physikalischen und chemischen Kettenreaktionen Bewegung perpetuiert: Aus dem Drehimpuls des aufgehängten Müllbeutels wird ein rollender Reifen, ein rutschender Tisch, eine sich entzündende Flüssigkeit. Das verspielte, heuristische Ineinanderwirken der Objekte und Zustände liess das Werk bei der documenta 8 (1987) zum Publikumsmagnet werden.
Die Motivation zu Der Lauf der Dinge hatte indes seine Ursache in früheren Fotoarbeiten der Serie Stiller Nachmittag (1984/85), den sogenannten Equilibres: fotografierte, äusserst labile Balanceakte von Alltagsdingen wie Stühlen, Krügen und Leitern oder Gemüse und Obst. Mithilfe von Druck-, Schub- oder Zugkräften wurden die auf- und ineinander platzierten Elemente in ein skulpturales Gleichgewicht gebracht. Die Fragilität der Konstruktionen variierte und wurde ausgereizt, bis alles auseinanderbrach. Doch die Einstürze regten an, die freigesetzte Energie zu nutzen, «die Gegenstände zu dressieren, ihnen zu sagen, wie sich verhalten sollen » – woraufhin Der Lauf der Dinge entstand. […]
Quelle: Kunst Heute. Die Sammlung Gegenwartskunst Teil 3 / The Collection of Contemporary Art Part 3, Hg. Kunstmuseum Bern / Kathleen Bühler), Bielefeld: Kerber Verlag, 2014, S. 110f. (Autor: Gabriel Flückiger)