Amy Sillman
10 - Little Elephant, 2023
Acryl und Öl auf Leinen,
Ankauf Kunstmuseum Bern und Verein der Freunde
Die beiden Werke Afternoon (2024) und Little Elephant (2024) bestechen als individuelle Arbeiten, können aber ebenso als zusammenhängend in der seriellen Arbeitsweise der Künstlerin betrachtet werden. Die prominente rote Figur ist in beiden Gemälden zentral platziert und präsent. Die Grundkomposition, welche durch das Auf- und Abtragen von Farbschichten entsteht, sowie die Farbwahl verändern sich und bewirken jeweils eine neue Wirkung und Aussage des Werkes. Daher auch die unterschiedlichen Titel. Möchte die Künstlerin beim kleineren Werk an einen kleinen Elefanten mit ausgestrecktem Rüssel erinnern, so verweist sie beim grösseren ganz klar auf eine liegende Figur bei einer nachmittäglichen Siesta.
Da für Sillman die Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte prägend ist, lässt sich auch ihre Bezugnahme leicht erkennen. Die rote Figur in beiden Gemälden erinnert an Henri Matisses, Grand nu couché (Nu rose) aus dem Jahr 1935. Zwar entfernt sich Sillman in ihren Gemälden vom Figürlichen. Doch übernimmt sie die Komposition, eignet sich die Form an, indem sie sie überarbeitet, transformiert und damit neu interpretiert. Nicht zuletzt löst sie sie damit aus ihrem traditionellen, mit dem “männlichen Blick” verbundenen Kontext heraus.
Abb.: Henri Matisse, Grand nu couché (Nu rose), 1935, Öl auf Leinwand, 66,4 x 93,3 cm, The Baltimore Museum of Art: The Cone Collection, gegründet von Dr. Claribel Cone und Miss Etta Cone, Baltimore, Maryland (BMA 1950.258) © Succession Henri Matisse / 2024, ProLitteris, Zürich, Foto: © The Baltimore Museum of Art: The Cone Collection / Mitro Hood |