Marisa Merz & Mario Merz
1 - Living Sculptures (Lebende Skulpturen, 1966−1967) von Marisa Merz und Fibonacci Santa Giulia (1968) von Mario Merz in ihrer gemeinsamen Wohnung in Turin, 1968
Foto © SIAE, Rom, 2024

Als erste Werke von Marisa Merz entstanden ab 1966 die Living Sculptures (Lebende Skulpturen). Diese hingen an der Küchendecke ihrer Wohnung und 1967 in der Galerie Gian Enzo Sperone in Turin. Merz realisierte in der Folge weitere Living Sculptures. Über diese frühe Schaffensphase sagte Merz: «Als meine Tochter Bea noch klein war, war ich mit ihr zu Hause. Damals habe ich Arbeiten mit Blättern aus Aluminium gemacht. Ich habe diese Dinge ausgeschnitten und zusammengenäht, es lag ein Rhythmus in all dem, und die Zeit, viel Zeit. Alles hatte die gleiche Priorität, Bea, die Dinge, die ich genäht habe; ich hatte für alles die gleiche Verfügbarkeit.» Daraufhin folgten zwei Jahre des «Stillstands», in denen sie keine Kunstwerke schuf und nur für ihre Tochter da war.
Das Schaffen von Merz fand zunächst im privaten Bereich statt – parallel zur italienischen Kunstbewegung der Arte Povera. Germano Celant, der den Begriff 1967 prägte, berücksichtigte sie in seiner ersten Ausstellung zur Arte Povera noch nicht. Doch teilte sie mit ihren Kollegen das Interesse an Rohstoffen, an der Beziehung der Skulptur zum Raum sowie an der Kunst zum Leben. Ihre flexiblen Objekte aus Aluminiumfolie nehmen den Raum vollständig ein. Sie erinnern an lebendige, organisch-technoide Hybridwesen. Tonino De Bernardi und Paolo Menzio inszenierten sie 1967 in ihrem Kurzfilm Il mostro verde (Das grüne Monster) als Eingeweide eines Monsters.