Claudio Abate
6 - Scarpette (Kleine Schuhe), am Strand von Fregene, Rom, 1970
Foto: Claudio Abate © SIAE, Rom, 2024
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Bei dieser Aktion von Marisa Merz, dokumentiert vom Fotografen Claudio Abate, spielt die Zeit eine zentrale Rolle. 1970 wählte Merz abseits der konventionellen Ausstellungsorte den Strand von Fregene in der Nähe von Rom, um einige ihrer mit Nylonfäden gestrickten Werke zu inszenieren. Sie liegen zerstreut und einsam am Strand und suggerieren, dass die Wellen sie mit der Zeit auflösen.
Virginia Woolf beschreibt 1931 in ihrem Roman Die Wellen die «ewige Erneuerung, das unaufhörliche Ansteigen, das auf ein endloses Abfallen folgt». Die Idee des Wandels steht auch im Mittelpunkt des Schaffens von Merz: die Veränderung des Kunstwerks durch die Kräfte der Natur und der Zeit. Ihre Werke sind immer zerbrechlich, instabil, beweglich und dazu bestimmt, zu verschwinden. Sie weigerte sich nicht nur, ihre Werke zu unterzeichnen und ihnen Titel oder Jahreszahlen zuzuordnen, sondern bevorzugte es auch, sich keiner Gruppierung oder Kunstbewegung gänzlich zu verschreiben – auch nicht der Arte Povera. Damit entzog sie sich einer Kategorisierung und Definition.