Marisa Merz
10 - Ohne Titel, 2002−2003
Mischtechnik auf Papier,
Collection Merz, Foto: Renato Ghiazza, Courtesy Merz Foundation – Gladstone Gallery, New York – Thomas Dane Gallery, London © SIAE, Rome, 2024
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Marisa Merz stellte ab Mitte der 1970er-Jahre immer wieder Gesichter dar. Hybride Figuren, oft weiblich, flüchtig. In dieser Zeichnung tauchen dank zarter Bleistiftstriche verschiedene Gesichter inmitten eines Lichtkreises mit unklaren Konturen auf. In ihren Werken bezieht sich Merz wiederholt auf die europäische Kunstgeschichte. Hier bedient sie sich beispielsweise der Technik des Sfumato, für die Leonardo da Vinci berühmt war. Diese besteht darin, die Konturen zu verwischen, um mit Licht und Schatten zu spielen und Tiefe zu schaffen. Merz versetzt uns damit in eine andere, nicht greifbare, transzendente Realität.
Die Oberfläche der Zeichnung ähnelt jener von Wasser oder einem Spiegel, in dem sich unser Blick verliert. Ist es unser Spiegelbild, das wir betrachten, verschwommen und undeutlich? Der Goldstaub erinnert auch an die Kunst der byzantinischen Ikonen, die Merz so liebte.