Marisa Merz
11 - Ohne Titel, o. D.
Mischtechnik und Paraffin auf Japanpapier, auf Teppich,
Collection Merz, Foto: Renato Ghiazza © SIAE, Rom, 2024

Uns blickt eine mysteriöse Erscheinung an, die sowohl menschlich als auch tierisch, profan und sakral ist. Das mit Goldstaub überzogene Bild erinnert an byzantinische Ikonen. Wie bei jenen wirkt auch das Gesicht auf dieser Zeichnung entrückt, wozu die prekäre Art der Befestigung mit Klammern beiträgt.
Marisa Merz erforschte das Motiv des Gesichts durch eine Vielfalt von Materialien, ganz in der Tradition der Arte Povera. Im Italien der späten 1960er-Jahre sprengten Merz und ihre Künstlerkollegen – Giovanni Anselmo, Alighiero Boetti, Pier Paolo Calzolari, Luciano Fabro, Jannis Kounellis, Giulio Paolini, Pino Pascali, Giuseppe Penone, Michelangelo Pistoletto, Emilio Prini, Gilberto Zorio und ihr Mann Mario Merz – mit dem Einsatz einfacher und alltäglicher Materialien und Techniken die Grenzen traditioneller Kunst. Dabei wurde der physischen Qualität der Materialien grosse Bedeutung beigemessen. Hier sind es Wachsstücke als Mund, ein Blatt Japanpapier als Bildgrund und ein Stück Teppich, welche einen Rahmen für das Gesicht bilden und eine überraschend prägnante Poesie entwickeln.