Tracey Rose
Cockpit (2008)
In Cockpit demonstriert Rose ihren Sinn für Theatralik in verwegener Manier und doch in einem prosaischen Format, dem Medium Fernsehen. Die in den Studios der South African Broadcasting Corporation gefilmte Arbeit wurde mithilfe von Schauspieler:innen und Requisiten aus dem Fundus der nationalen Fernsehanstalt produziert. Im Mittelpunkt steht eine Mischung aus skurrilen Typen und Standardrollen aus Filmen, darunter etwa ein Native American Chief oder ein «Harry Potter-Jesus».
Während eine Gruppe von verkleideten männlichen Performern in einem Haus am Stadtrand beisammensitzt und Karten spielt, erscheint im Inneren eines gigantischen Herzens eine gottähnliche Figur, die von einem männlichen Weissen verkörpert wird. Wie schon im Titel angedeutet (Das englische ‚cockpit‘ bedeutet unter anderem «Hahnenkampfplatz», während ‚cock‘ das männliche Glied bezeichnet), scharen sich die Figuren um diese Gestalt. Gemeinsam erkunden sie den Ort mithilfe eines Gefährts in Form eines Phallus. Anfängliche Lobpreisungen der Figur werden schon bald von dem Native American Chief konterkariert: Der Häuptling, der sich direkt an das Publikum wendet, erklärt, für alles Leiden und Sterben der Menschen sei allein der Zorn Gottes verantwortlich. Mit seinen Worten provoziert er einen Angriff auf die gottähnliche Figur, die geschlagen, gesteinigt und schliesslich bei lebendigem Leibe verbrannt wird. Die Szene ruft den Tod von Maki Skosana ins Gedächtnis; das von einem wütenden Mob an der jungen Anti-Apartheid-Aktivistin verübte Necklacing war 1985 im nationalen Fernsehen zu verfolgen. Der Vorfall trug sich zu, als der damalige Premierminister P. W. Botha den Ausnahmezustand für das Land ausgerufen hatte. Roses Film untersucht, wie durch patriarchalische, staatlich sanktionierte Gewalt von Weissen ein Nährboden entstehen kann, der Gewalt innerhalb der Community begünstigt und letztendlich zu gesellschaftlichem Chaos, gewaltbereiten Mobs und anarchieähnlichen Zuständen führt. Roses Arbeit wird von 13 Fotografien begleitet, auf denen die im Film erscheinenden Figuren zu sehen sind.