Tracey Rose

Pickaminnie ist eine der unzähligen Figuren in der in Johannesburg gezeigten Version der Videoinstallation The Cunt Show, 2008, nachdem diese bereits an mehreren anderen Orten realisiert worden war. Mit dem Untertitel The Cave versehen, wurde sie als Plantation Lullabies (Wiegenlieder der Plantagen) ausgestellt. Pickaminnie wird dabei von der südafrikanischen Künstlerin Sue Williamson mit geschwärztem Gesicht (> Blackfacing) dargestellt. Das Werk ist ein kritischer Kommentar zu den neoliberalen Tendenzen, die im ‚Black Desire‘ der Weissen zum Ausdruck kommt – ein sowohl ethnisch als auch «chromologisch» motiviertes Begehren. ‚Pickaminnie‘ ist eine Kombination aus Pickaninny und Minnie Maus, wobei beide Elemente in ihrer Parodie von Blackness rassistisch sind (mit dem herabwürdigenden Ausdruck ‚Pickaninny‘ wurden in Amerika zur Zeit der Sklaverei Schwarze Kinder bezeichnet). Pickaminnies Schwangerschaft lässt auf ein sexuell unbesonnenes Verhalten schliessen, denn, wie ihre Schuluniform aus der Zeit der Apartheid zeigt, ist sie noch ein Schulmädchen und geht, wie vom damaligen Bildungssystem vorgeschrieben, in eine Schule für Schwarze Kinder.

AKA Daddy, eine andere Figur in der Cunt Show, wird von Roses Vater verkörpert. Als dieser in den frühen 2000er-Jahren in einer Community in Johannesburg arbeitete, mietete er ein Kostüm, das der traditionellen Kleidung der Native Americans nachempfunden war. Roses Vater trug es bei der Arbeit mit den Mitgliedern der Community und gab es nie zurück. Später stellte sich durch einen DNA-Test heraus, dass Rose und ihre Schwester ihrerseits indigene Wurzeln haben. Im Video spielt Roses Vater, ein überzeugter Abstinenzler, einen alkoholkranken Stammeshäuptling. Die Künstlerin verweist damit auf den Zusammenhang zwischen den in indigenen Communitys verbreiteten Alkoholproblemen und deren Enteignung ihres angestammten Landes. Nachdem ihnen ihr Land geraubt worden war, hatte ihnen die westliche industrielle Kultur keine für sie sinnhafte Lebensform anzubieten, sodass der Verlust tatsächlich mit einem Diebstahl auf psychologischer, metaphysischer und materieller Ebene gleichzusetzen ist.