Movimento Arte Concreta

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es international eine starke künstlerische Hinwendung zur Abstraktion. Als Abgrenzung zur Kunst des Faschismus mit seiner realistischen Ästhetik gewinnt auch in Italien die gegenstandslose Kunst mit einer abstrakt-geometrischen Bildsprache an Bedeutung. Die Gruppe Movimento Arte Concreta (MAC) wird 1948 in Mailand gegründet. In Turin gibt es einen Ableger um den mit Carol Rama befreundeten Künstler und Kritiker Albino Galvano. Rama tritt dem MAC 1953 bei und sagt zu diesem für sie ungewohnten Schritt: «Ich wollte Teil eines Systems werden, einer geistigen Ordnung. Als ich in den Fünfzigern dem MAC beitrat, hatte ich das Gefühl, mich von der exzessiven Freiheit, wegen der man mich kritisiert hatte, entwöhnen zu müssen.»
In dieser Zeit findet Rama zu einer klaren, abstrakten Formsprache. Fragen zu Komposition und Ordnung – Form, Farbe und Fläche – stehen im Vordergrund. Beinahe musikalisch setzen sich auf dem Gemälde La linea di sete (Die Durststrecke) aus dem Jahr 1954 rhythmisch aufsteigende schwarze Strukturen vom hellen Hintergrund im zeittypischen Farbklang aus Grau, Gelb und Ocker ab. Gleichzeitig beginnt Rama mit unterschiedlichen Medien zu experimentieren. Neben Arbeiten auf Papier und Leinwand gestaltet sie solche aus Kunstfell und Stoff, wie etwa La pelliccia (Der Pelz) oder Ohne Titel aus den Jahren 1954 und 1959.