Exkurs: «Schwarz»

Carol Rama im Gespräch mit Corrado Levi, 1988
«Schwarz ist das, was mir das Sterben erleichtern wird. Ich würde alles in Schwarz malen, es ist eine Art Einäscherung, wie ein fantastischer Todeskampf. Schwarz war immer wie ein Theaterstück, ein Mittel zum Malen, mit dem ich mich auch ein wenig als Regisseurin fühlte, um aussergewöhnliche Szenerien schaffen zu können − ein Ballett von Béjart oder so etwas. Die wenigen Male, die ich getanzt habe, habe ich geträumt, eine grosse Ballerina zu sein, zwischen dem Bolschoi und Fred Astaire. Deswegen bin ich auch in diesen Dingen wahnhaft, denn sie lassen sich nicht vermischen, sind aber in mir. Deswegen möchte ich… möchte ich die sein, die ich bin, und mit achtzig möchte ich tanzen und die Möglichkeit haben, schwarze Bilder zu machen, mit schwarzen Schläuchen, mit schwarzen Strichen, mit einem Klecks in einem anderen Schwarz. Zu einer von Lea Vergine kurierten Ausstellung in Trient habe ich ein Bild mit vielen roten Schlauchen beigesteuert, mit einem schwarzen Schlauch darüber. Es war wie eine abgesägte Schrotflinte. Damit habe ich meine Feinde aus dem Weg geräumt. Ich schäme mich, weil es so viele sind, denn wenn ein Kollege gut ist, empfinde ich keine Eifersucht, dann bin ich stinkwütend, das ist viel schlimmer. Wenn ich eifersüchtig bin, ist das, als ob mich niemand küssen würde, ich keinen Sex haben kann, als ob ich niemanden habe. Ich muss aber sagen, dass ich mich schäme, stinkwütend zu sein, doch bin ich das schon, seitdem ich elf Jahre alt bin, und jetzt bin ich fast achtzig. Daher denke ich, dass niemand so wütend ist wie ich.»