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I. Zwiegespräch mit der Natur 

Figuren inmitten der Landschaft, gefühlsvolle Gesten, tänzerische Bewegungen, entrückte Gesichter: Auf diese Weise brachten Schweizer Kunstschaffende Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihre Vision der spirituellen Verbundenheit von Mensch und Natur zur Darstellung. Die Figuren befinden sich im Zwiegespräch mit der Natur, wie es ein Werktitel von Ferdinand Hodler ausdrückt. Ihre Körper werden zu Trägern von seelischen Empfindungen und ihre Nacktheit unterstreicht das Einsseins mit dem Kosmos.

Diese Wunschvorstellung ist charakteristisch für den Zeitgeist der Jahrhundertwende. Vor dem Hintergrund von Industrialisierung, Verstädterung und der Technisierung aller Lebensbereiche empfanden und kritisierten viele die Entfremdung des Menschen von der Natur und damit von sich selbst. Unter dem Stichwort Lebensreform strebten in Deutschland und der Schweiz verschiedene soziale Reformbewegungen nach einer «naturgemässen Lebensweise», die den Einklang von Körper, Geist und Seele wiederherstellen sollte.

Auch im künstlerischen Schaffen fand die Denkweise des Fin-de-siècle ihren Widerhall. Künstler:innen reagierten mit verschieden gearteten Gegenentwürfen auf die moderne Welt. Einer davon ist der gleichsam paradiesische Zustand des in glücklicher Harmonie mit der Natur existierenden Menschen, wie er in den Darstellungen von Giovanni Giacometti bis Victor Surbek geschildert wird.

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