VI. Expressive Welten
Mit der Schweizer Bergwelt und Landbevölkerung setzte sich auch der deutsche Expressionist Ernst Ludwig Kirchner auseinander, nachdem er sich 1917 in Davos niedergelassen hatte. Die Wahlheimat lieferte ihm neue künstlerische Inspirationen und Motive. Er schuf in Farbe und Form expressive Berglandschaften und beschrieb sich selbst als Erneuerer der Alpenmalerei in der Nachfolge von Ferdinand Hodler.
Von Kirchners Schaffen, das 1923 in einer Ausstellung in der Kunsthalle Basel präsentiert wurde, liess sich eine Reihe junger Basler Künstler inspirieren. Albert Müller, Hermann Scherer, Werner Neuhaus, Paul Camenisch und Otto Staiger suchten den Anschluss an den Expressionismus und gründeten in der Silvesternacht 1924/1925 die Gruppe Rot-Blau. Sie besuchten Kirchner in Davos und erhielten Anregung und Beratung.
Statt einer sachlichen Wiedergabe der sichtbaren Realität strebten die Künstler nach einer von subjektiven Erfahrungen und Gefühlen geprägten, unmittelbaren Ausdrucksform. In Anlehnung an den Stil der Künstlergruppe Brücke entwickelten sie eine Landschafts- und Figurenmalerei von roher Formgebung und heftig leuchtender Farbigkeit.